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Die beiden Klatschweiber

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Die beiden Klatschweiber

Von Danila Shakira Giorni Niels. Seit sie denken konnten wohnten sie in diesem uralten Haus an der Lebensstrasse. Die eine, Vergangenheit war ihr Name, hauste im Untergeschoss. Die andere, sie nannte sich Zukunft, hatte sich im oberen Stock eingerichtet. Beiden war gemeinsam, dass sie klatschten und tratschten. Den lieben langen Tag lang. Sie sassen in Plüschsofas vor dem Fenster im Wohnzimmer und kommentierten das Geschehen im Quartier.

Sie luden sich abwechselnd ein. Tranken schwarzen bitteren Tee. Und verwöhnten sich mit süssen Keksen. Sie waren alt. Uralt. Wie das Haus, in dem sie wohnten. Sie gingen schleppend an Krücken. Liessen sich stöhnend in das Sofa fallen. Doch im Kopf waren sie hellwach und rüstig wie eh und je. Darauf waren sie stolz. Die beiden Klatschweiber in der Lebensstrasse. Sie mochten einander. Wollten nicht ohne die andere sein. Vergangenheit und Zukunft konnten sich immer aufeinander verlassen.

Aber sie waren in Sorge. Ein Brief war gekommen. Das uralte Haus sollte vererbt werden. An eine junge Frau. Die würde es wohl abreissen lassen. Und ein Neues, Schöneres, Luftigeres hinstellen. Was sollte dann aus ihnen, den Klatschweibern, werden? Sie waren zu alt, um woanders hin zu ziehen. Sie wollten bleiben. Bis an ihr Lebensende. Vergangenheit und Zukunft waren entschlossen, zu kämpfen. Notfalls auf die Tränendrüsen zu drücken. Sie würden dieser Schnepfe mit guten Argumenten kommen. Mit Herzattacken und Atemnot. Mit vorgeheuchelten, lebensbedrohlichen Krankheiten und furchtbaren, finanziellen Engpässen. Es würde ihnen schon etwas einfallen. Trotzdem waren sie in Sorge. Den lieben langen Tag lang. Gestern und Morgen.

Die junge Frau jedoch, die dachte gar nicht daran. An dem uralten Haus an der Lebensstrasse etwas zu verändern. Im Gegenteil. Sie war viel zu glücklich, um sich darum zu kümmern. Vergangenheit und Zukunft hörten nie etwas von ihr. Von ihr, der Gegenwart. Und so ist alles wie es ist. Und nimmt seinen Lauf. In der Strasse des Lebens.

© Danila Shakira Giorni Niels  www.himmelsworte.ch

Foto: Danila

Danila Shakira Giorni war als Kauffrau, Tai Ji-Lehrerin, Qi-Gong-Lehrerin, Psychosynthese-Trainerin und Mentaltrainerin tätig. Heute arbeitet sie als Baumpflanzerin mit 1tree4one, Schreiberin und HerzensCoach.

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Im November

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Im November

Foto: Kathrin Stein

Von Kathrin Stein. Unser erster Winter ohne Heizung steht bevor. Naja, nicht ganz, wir haben zwei alte Kaminöfen. Ich bin jedenfalls gespannt. Das nötige Holz dafür hat unser nächster Nachbar, der Schreiner ist, schon angeliefert. Für unseren Kater, einem älteren Herrn mit Gewissem Standards und Ansprüchen, ist das jedenfalls soweit ganz in Ordnung. Ausserdem findet er sehr interessant, wenn es knistert und knackt. Er sitzt dann vor dem Kamin, beobachtet, macht sich Gedanken über diese Geräusche, während ihn regelmässig die Müdigkeit übermannt und er schließlich einnickt. Ich stelle mir dann vor, wie die Geräusche in seinem Traum beginnen zu tanzen und Bilder zu malen, die ihn zusammen mit der wohligen Wärme verzaubern.

Vorbereitungen zum Winterschlaf
Gerade befinden wir uns, zumindest hier in der alten Schmiede in Oberbayern, wo wir im Frühjahr dieses Jahres gelandet sind, auf rund 460 m ü. M., also nicht so hoch, mitten im Herbst. Die Natur bettet sich in buntem Laub zur Ruhe, Vögel freuen sich über die letzten Beeren und Trauben im Garten oder sind gen Süden aufgebrochen. Ein kleiner Igel tappt noch allabendlich über den Hof, um sich den nötigen Winterspeck anzufressen, bevor er sich schlafen legt. Vor ein paar Wochen waren es mehr, die meisten dürften sich unterdessen in den Winterschlaf begeben haben. Igel benötigen um die 500g Körpergewicht, um gut durch den Winter zu kommen und einen ruhigen, trockenen und sicheren Unterschlupft, der nicht zu warm sein darf. Letzteres haben wir gebaut und angehäufelt. Was sein Gewicht angeht, bin ich bei dem Kleinen noch skeptisch. Er bekommt spezielles Igelfutter vom LBV, wo man mir den Rat gab, den Kleinen jetzt bei nächster Gelegenheit einmal zu wiegen. Allerdings sagten sie auch, dass die Igelstationen in der Nähe alle voll sind. Wenn er sich nicht weiter auffällig verhält und frisst, müsse ich vorerst nichts weiter unternehmen. Wir haben uns vorgenommen, dass der kleine Stachelmann das schafft. Mal schauen, wie viel er auf die Waage bringt.

Foto: Kathrin Stein

Die Tage sind bedeutend kürzer geworden und der Nebel wird dichter. Der November ist da, eine Zeit, in der unsere Vorfahren glaubten, dass nun Geister umherziehen. Die Erde atmet ein, die Kräfte ziehen sich in die Wurzeln zurück. Wenn ich in der Natur unterwegs bin, habe ich trotz der vielen Farben, die der Herbst hervorbringt das Gefühl, dass es ruhiger wird. Es sind keine knalligen, lauten Farben, wie im Sommer, sondern andächtige, getragene. Ich umwickle zu dieser Zeit meine Topfpflanzen mit Jutesäcken, die ich aus einer alten Mehlfabrik haben durfte, um sie vor Frost zu schützen. Drumherum ein rotes Band und je nachdem auf einer Filzmatte stehend, wenn es von unten zu kalt werden kann und/oder die Erde oben noch mit Laub bedeckt. Bei manchen (Blatt-)Pflanzen macht es Sinn, sie obenherum zusätzlich mit Fließ zu schützen, nicht nur gegen den Frost, sondern auch vor zu starker Sonneneinstrahlung im Winter.

Im Rhytmus der Natur
Im Garten gibt es nun nicht mehr so viel zu tun. Das Laub, vor allem der Eschen, die hier zahlreich stehen und das sehr wertvoll ist, nutze ich nach dem Zusammenkehren vom Hof, entweder für den Kompost, die Igelhaufen oder ich decke meine Pflanzen und jungen Bäumchen im Garten damit ein. Chrysanthemen, die langsam verblühen kann man noch schnell auspflanzen und mit etwas Glück und viel Laub hat man dann mehrjährige Freude an ihnen.
Zu ernten gibt es noch reichlich. Beispielsweise Endivien, die bis ca. -5° C draußen bleiben können, sowie Feldsalat und wir, als alte Rheinländer freuen uns nach den ersten Frösten auf den Grünkohl oder auch Federkohl, wie er in der Schweiz genannt wird.

Wir Menschen haben den Rhythmus der Natur ebenso in uns, wie Tiere und Pflanzen. Mein Lieblingsdrogist aus St. Gallen erzählte mir einmal, dass im Herbst, wenn sich die Natur zurück zieht, merklich mehr Menschen zu ihm kommen und erzählen, dass sie sich ausgelaugt fühlen, sich gern zurückziehen möchten, Ruhe brauchen. Natürlich können viele von uns ihren Alltag nicht einfach über den Haufen werfen und es Flora und Fauna mindestens ein halbes Jahr lang gleich zu tun. Ich glaube auch nicht, dass das Sinn der Sache ist. Aber wir können uns regelmäßig kleine Auszeiten nehmen, jetzt umso mehr und ganz bewusst. Wir können draußen durch den Herbst spazieren und uns in Stille mit ihm verbinden, um uns so Raum dafür nehmen, was uns nährt und uns auch entspricht.

Plötzlich atme ich Herbst
Eine sehr einfache aber effektive Achtsamkeitsübung wäre zum Beispiel, sich an einen ruhigen Ort zu begeben, der behagt, um den Herbst zu betrachten. Sich bewusst machen, dass dieser Moment ganz mir gehört. Wie fühle ich mich? Ist meine Stirn entspannt, meine Gesichtsmuskeln? Ziehe ich meine Schultern gerade hoch? Loslassen. Allein auf den Atem konzentrieren. Einfach nur das Atmen, ganz leicht und fließend. Vielleicht wird, nach einiger Zeit beides eins, das schöne Herbstbild und der Atem verschmelzen. Ich merke gar, wir waren nie getrennt, ich bin ein Teil davon und plötzlich atme ich Herbst.

Kathrin Stein

Zur Autorin: Kathrin Stein schreibt und fotografiert mit Leidenschaft. Dazu ist sie Hobbiegärtnerin, wobei sie am meisten in den Kursen von Wolf-Dieter Storl und in dem Biogartenbaukurs von der Stiftung bioterra in St. Gallen lernte. Sie lebt glücklicher Weise in einem wunderschönen Altbau (gar noch ohne Heizung), am Rande eines Naturschutzgebietes und wird uns von dort immer mal wieder vom einfachen, achtsamen Leben berichten.

 

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Einfach mal die Welt retten

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Einfach mal die Welt retten

Foto: NASA

An jenem Tag im Dezember hatte der Spielwarenhändler Franz Carl seinen üblichen Stress gehabt. Man hatte ihm violette Schaukelpferde geliefert, obwohl dieses Jahr rosarote in Mode waren. Vor der Kasse waren ungeduldige Leute Schlange gestanden.

Barbies und Teddybären, Bilderbücher und Computerspiele, das alles musste mit weihnächtlichem Geschenkpapier und rotgoldenem Band hübsch verpackt werden.

Als Franz Carl dann lange nach Ladenschluss endlich zu Hause ankam und erschöpft in den Lehnstuhl sank, um sich die Zeitung zu Gemüte zu führen, da kam seine Tochter und wollte mit ihm spielen. Sie hatte ihn heute den ganzen Tag noch nicht gesehen und war der Mutter schon eine Weile mit ihrem „Wann endlich kommt der Papi nach Hause“ in den Ohren gelegen.

Um das Kind zu beschäftigen, nahm Franz Carl ein Blatt aus der Zeitung. Es zeigte eine Weltkarte. Darauf waren die Katastrophen eingezeichnet, die Orte, wo es während des Jahres Hungersnöte oder Terroranschläge gegeben hatte, Tankerunglücke, Überschwemmungen und Waldbrände. Die Karte zeigte die Krisenherde, Länder, wo auch in der Adventszeit Soldaten auf Menschen schossen, Panzer die Dörfer zerstörten und Flugzeuge Bomben auf dieStädte warfen.

Franz Carl zerriss dieses Blatt in kleine Stücke und sagte zu seiner Tochter: „Hier hast du ein Puzzle. Versuch, diese Welt wieder in Ordnung zu bringen.“

Franz Carl wandte sich nun dem Rest der Zeitung zu. Doch er konnte nicht lange in Ruhe lesen. Denn schon nach ein paar Minuten kam die Kleine wieder, um dem Vater die fertige Karte zu zeigen.

Die Neugier war stärker als der Missmut über die erneute Störung. Der Vater fragte sein Kind, wie es das so schnell geschafft habe.

„Ganz einfach,“ antwortete die Tochter. „Auf der Rückseite der Weltkarte war ein Mensch abgebildet. Ich brauchte nur den Menschen in Ordnung zu bringen, da stimmte auch die Welt wieder.“

Nach einer alten Wanderkopie, nacherzählt von Lorenz Derungs gefunden von Latira Silke Hohmuth.

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Märchen vom Auszug der „Ausländer“

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Märchen vom Auszug der „Ausländer“

Eine Weihnachtsgeschichte zum Nachdenken von Helmut Wöllenstein.
Es war einmal…, so beginnt das Märchen „Von denen, die auszogen, weil sie das Fürchten gelernt hatten.“
Es war einmal… etwa drei Tage vor Weihnachten, spät abends. Über den Markplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Steine flogen in das Fenster des türkischen Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugefallen. Niemand hatte etwas gesehen.

„Los, kommt, es reicht, wir gehen“.

„Wo denkst du hin! Was sollten wir denn da unten im Süden?“

„…da unten? Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun einfach das, was da an der Wand geschrieben steht: „Ausländer raus!“

Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst kamen die Kakaopäckchen heraus mit den Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen. Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Deutschen Lieblingsgetränk; Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat. Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die Trauben und die Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf, Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne, denn die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdner Christstollen zögerte. Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: Mischlingen wie mir geht’s besonders an den Kragen. Mit ihm kamen das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen. Nicht Qualität, nur Herkunft zählte jetzt. Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die echten Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen an ihrer Seite in teuren Chartermaschinen in alle Welt starteten.

Der Verkehr brach an diesem Tag zusammen. Lange Schlangen japanischer Autos, vollgestopft mit Optik und Unterhaltungselektronik krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fliegen, auf ihrer Bahn gefolgt von den feinen Seidenhemden und den Teppichen aus dem fernen Asien.

Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen und schwirrten zurück ins Amazonasbecken. Man musste sich vorsehen, um draußen nicht auszurutschen, denn von überall her quollen Öl und Benzin hervor, floss zu Bächen zusammen und strömte in Richtung Naher Osten.

Doch man hatte bereits Vorsorge getroffen. Stolz holten die großen deutschen Autofirmen ihre Krisenpläne aus den Schubladen: Der alte Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl?!
– Aber es half nichts, die VW´s und die BMW´s begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile, das Aluminium wanderte nach Jamaika, das Kupfer nach Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die Straßendecke hatte mit dem ausländischen Asphalt im Verbund auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute.

Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Land. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und Nüsse. Und „Stille Nacht“ durfte gesungen werden – wenn auch nur mit Extragenehmigung, das Lied kam immerhin aus Österreich.

Nur eines wollte nicht so recht ins Bild passen. Maria, Josef und das Kind waren geblieben. Drei Juden. Ausgerechnet.

„Wir bleiben“, sagte Maria, „Wenn wir aus diesem Lande weggehen – wer will ihnen dann noch den Weg zurück zeigen, den Weg zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?

Quelle: Helmut Wöllenstein, zuerst veröffentlicht als „ Zuspruch am Morgen“ am 20.12.1991 im Hessischen Rundfunk im Zusammenhang der massiv wachsenden Ausländerfeindlichkeit, die wenig später zu den Brand- und Mordanschlägen in Mölln und Solingen führte Kontakt zum Autor:
Georg-Voigt-Str. 72 a
35039 Marburg
06421 982783 oder 22981
helmut.woellenstein@t-online.de

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Der alte Mann mit dem weissen Bart

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Der alte Mann mit dem weissen Bart

Von Danila Shakira Giorni Niels. Er stand an der Ecke Bahnhofstrasse-Münzgasse. Mitten in der beliebten Einkaufsmeile der Stadt. Rund um ihn herum leuchteten tausende von Lämpchen an den Bäumen.

Die Schaufenster wurden von pausbäckigen Engeln und grinsenden Santakläusen bewohnt. Eine geweihte Nacht stand bevor. Die Menschen waren in Eile.

Er war alt und gebrechlich. Der alte Mann mit dem weissen Bart. Stumm stand er da. Hielt einen Hut in der Hand. Einen schwarzen Hut mit ein paar Münzen drin. Seine Hand zitterte leicht.

Wenn einer der Menschen genauer hingeschaut hätte. Dann hätte er gestaunt. Die Augen des alten Mannes mit dem weissen Bart waren voller Güte. Und so mit Schalk angefüllt, dass sie tränennass waren. Ja. Er hatte wahrhaft seinen Spass. Mit den Menschen. Und ihren Gedanken. Er konnte nämlich Gedanken lesen. Der alte Mann mit dem weissen Bart.

Eine Münze klimperte in seinen Hut. ‚Ach, der Ärmste, der soll auch etwas haben.‘ Dachte der schicke Jüngling und ging von dannen. ‚Soll ich dem was geben? Ach, der wird’s doch nur versaufen‘. Dachte die beleibte Dame mit dem Hündchen im Arm. Sie zögerte kurz und ging entschlossen an ihm vorbei. ‚Immer diese Bettler‘. Dachte jemand. ‚Schliesslich ist morgen Weihnachten‘. Dachte jemand anderes und die Münze klimperte. Manch einer lächelte. Etwas verschämt. Vielleicht. Niemand schaute genau hin.

Plötzlich. Eine Frau mit einem Mann am Arm legte zwei Münzen in den Hut. Sie zog ihre Hand nicht gleich wieder zurück. Sie strich ihm zärtlich über seine Finger. Ein paar Mal. Und schaute in seine tränennassen Augen. Ein paar lange Sekunden lang. Sie sagte nichts. Sie dachte ‚Ich wünschte so sehr, ich könnte mehr für Dich tun.‘ Da lächelte der alte Mann mit dem weissen Bart. Und sie sah den Sternenstaub in seinen Augen.

© Danila Shakira Giorni Niels  www.himmelsworte.ch

Foto: Danila

Danila Shakira Giorni war als Kauffrau, Tai Ji-Lehrerin, Qi-Gong-Lehrerin, Psychosynthese-Trainerin und Mentaltrainerin tätig. Heute arbeitet sie als Baumpflanzerin mit 1tree4one, Schreiberin und HerzensCoach.

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Die Legende vom vierten König

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Die Legende vom vierten König

Foto: newslichter

Caspar, Melchior und Balthasar waren aufgebrochen, um dem Stern zu folgen, der ihn zu dem göttlichen Kind führen sollte und noch ein vierter König aus dem Morgenland hatte sich auf den Weg gemacht. Dieser vierte König hieß Artaban. Er hatte all sein Hab und Gut verkauft und trug nun den Erlös, drei wertvolle Edelsteine – einen Saphir, einen Rubin und eine Perle bei sich, um sie dem Kind zu überreichen.

Mit den drei anderen Königen hatte er einen Treffpunkt vereinbart, doch sein Pferd lahmte unterwegs. So kam er nur langsam voran und als er bei der vereinbarten hohen Palme eintraf, war niemand mehr da. Nur eine kurze Botschaft, in den Stamm des Baumes eingeritzt, sagte ihm, dass die anderen drei ihn in Betlehem erwarten würden. Artaban setzte seinen Weg fort, doch nach einer Weile entdeckte er am Wegrand ein Kind, das bitterlich weinte. Voll Mitleid hob er es auf sein Pferd und ritt in das Dorf zurück, durch das er zuletzt gekommen war. Er fand eine Frau, die das Kind in Pflege nahm. Aus seinem Gürtel nahm er einen Edelstein und vermachte ihn dem Kind, damit sein Leben gesichert sei. Dann ritt er weiter, seinen Freunden nach. Er fragte die Menschen nach dem Weg, denn den Stern hatte er verloren. So kam er schließlich in eine Stadt, wo ihm ein Leichenzug begegnete. Hinter dem Sarg schritt eine verzweifelte Frau mit ihren Kindern. Artaban sah sofort, dass nicht allein die Trauer um den Toten diesen Schmerz hervorrief. Der Mann und Vater wurde zu Grabe getragen. Die Familie war in Schulden geraten und nun sollten Frau und Kinder als Sklaven verkauft werden. Artaban nahm den zweiten Edelstein aus seinem Gürtel, der eigentlich dem neugeborenen König zugedacht war. „Bezahlt, was ihr schuldig seid, kauft euch Haus und Hof und Land, damit ihr eine Heimat habt!“ Er wandte sein Pferd um und wollte dem Stern entgegen reiten – doch dieser war verschwunden. Die Sehnsucht nach dem göttlichen Kind und tiefe Traurigkeit überfielen ihn. War er seiner Berufung untreu geworden? Würde er sein Ziel nie erreichen?

Waren es Tage, waren es Wochen, Monate oder Jahre? War es ein Traum oder war es Wirklichkeit? Oder war es gar die Geschichte der Menschheit?

Er folgte dem Weg hinaus aus der Stadt und kam eines Tages in ein fremdes Land, in dem ein Krieg wütete. In einem Dorf hatten Soldaten die Bauern zusammengetrieben, um sie zu töten. Die Frauen und Kinder weinten. Artaban sah ihre Verzweiflung, doch er besaß nur noch einen Edelstein – sollte er denn mit leeren Händen vor dem König der Menschen erscheinen? Aber dieses Elend war so groß, dass er nicht lange zögerte, mit zitternden Händen seinen letzten Edelstein hervorholte und damit die Männer vor dem Tode und das Dorf vor der Verwüstung loskaufte.

Müde und traurig ritt Artaban weiter. Sein Stern leuchtete nicht mehr. Jahrelang wanderte er umher. Zuletzt zu Fuß, da er auch sein Pferd verschenkt hatte. Schließlich bettelte er, half hier einem Schwachen, pflegte dort Kranke; keine Not blieb ihm fremd. Und eines Tages kam er am Hafen einer großen Stadt gerade dazu, als ein Vater seiner Familie entrissen und auf ein Sträflingsschiff verschleppt werden sollte. Artaban flehte um den armen Menschen und bot sich selbst an, anstelle des Unglücklichen als Galeerensklave zu arbeiten.

Sein Stolz bäumte sich auf, als er in Ketten gelegt wurde. Jahre vergingen. Er vergaß, sie zu zählen. Grau war sein Haar, müde sein zerschundener Körper geworden.

Waren es Tage, waren es Wochen, Monate oder Jahre? War es ein Traum oder war es Wirklichkeit? Oder war es gar die Geschichte der Menschheit?

Doch irgendwann leuchtete sein Stern wieder auf. Und was er nie zu hoffen gewagt hatte, geschah. Man schenkte ihm die Freiheit wieder – an der Küste eines fremden Landes wurde er an Land gelassen. In dieser Nacht träumte er von seinem Stern, träumte von seiner Jugend, als er aufgebrochen war, um den König aller Menschen zu finden. Eine Stimme rief ihn: „Eile, eile!“ Sofort brach er auf und gelangte in eine große Stadt. Über einem Stall leuchtete sein Stern und dort fand er ein Kindlein in einer Krippe. Er kniete nieder und beugte sein Haupt, beschämt, dass er keine königlichen Gaben mehr für das Gotteskind hatte. Doch da sprach eine Stimme zu ihm: „Artaban, du hast mich getröstet, als ich in Not war und gerettet, als ich in Lebensgefahr war! Was du dem geringsten meiner Brüder und Schwestern getan hast, das hast du mir getan!“

Licht und Frieden strömten durch Artaban´s altes Herz und er wusste: Er hatte das Gotteskind nicht vergebens gesucht, er hatte es doch noch gefunden. Und Gott hatte ihn in all den Jahren immer auf seinem Weg begleitet.

Waren es Tage, waren es Wochen, Monate oder Jahre? War es ein Traum oder war es Wirklichkeit? Oder war es gar die Geschichte der Menschheit?

Nach einer russischen Legende

Gefunden bei Geschichten Netzwerk

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Wie die Welt entstand aus Klang

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Wie die Welt entstand aus Klang

Foto: newslichter

Am Anfang herrschte das Dunkel. Amaterasu, die Göttin der Sonne, thronte noch nicht am Himmel. Sie lebte in einer Höhle. Die Welt war kalt und unwirtlich und ohne Leben.

Da nahm Gott sechs riesige Bögen, band sie zusammen und schuf auf diese Weise die erste Harfe. Auf ihr spielte er wunderschöne Melodien.

Von ihnen angelockt, erschien die reizende Nymphe Ameno-Uzume.
Hingerissen von der Harfenmusik begann sie zu tanzen – und schließlich auch zu singen.

Die Sonnengöttin Amaterasu wollte die Musik, die von ferne zu ihr drang, besser vernehmen.
Deshalb schaute sie aus ihrer Höhle hervor, und im gleichen Moment erstrahlte die Welt im Licht.

Die Sonne wurde sichtbar und spürbar – und Blumen und Pflanzen und Baume begannen zu wachsen.

Und Fische und Vögel, Tiere und Menschen betraten die von Licht erfüllte Erde.

Die Götter aber beschlossen, fortan Gesang und Tanz zu pflegen,
damit die Sonnengöttin nie mehr in ihre Höhle zurückkehrte, denn sie wussten:

Es war zwar die Sonne, durch die das Leben begonnen hatte,
aber ohne die Harfenmusik der sechs großen Bögen
und ohne den Gesang der Nymphe Ameno-Uzume hätte sich Amaterasu,
die Göttin der Sonne, nie auf ihrem himmlischen Thron niedergelassen.

Sie wäre ewig in ihrer Höhle geblieben.

Und also war es der Klang, waren es Musik und Tanz, mit denen die Welt begann.

(Schöpfungslegende aus Japan.)

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Gute Geschichte: Die Kraft von Worten

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Gute Geschichte: Die Kraft von Worten


Eine Geschichte erzählt von einem Sufi, der ein krankes Kind heilte.Er wiederholte einige Worte, dann gab er das Kind den Eltern und sagte: „Nun wird es gesund werden.“Jemand, der das nicht glauben wollte, warf ein: „Wie kann das möglich sein, dass jemand durch ein paar Worte geheilt werden kann?“

Von einem sanften Sufi erwartet niemand eine zornige Antwort, doch jetzt drehte er sich zu diesem Mann und entgegnete ihm: „Du verstehst nichts davon. Du bist ein Narr!“

Der Mann fühlte sich sehr beleidigt. Sein Gesicht rötete sich und er wurde wütend.
Da sagte der Sufi: „Wenn ein Wort die Kraft hat, dich wütend zu machen, warum sollte dann ein Wort nicht auch die Kraft haben zu heilen?“

Quelle: Hazrat Inayat Khan gefunden bei Geschichten Netzwerk

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Schritt für Schritt…

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Schritt für Schritt…


„Siehst Du, Momo“, sagte Beppo, „es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.“

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedesmal, wenn man aufblickt, sieht man, daß es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluß ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“

Er dachte einige Zeit nach.

Dann sprach er weiter: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“

Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“

Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, daß man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“ Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig.“

Zitat aus „Momo“ von Michael Ende

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Die Legende der Pfingstrose

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Die Legende der Pfingstrose

Angelina Ströbel / pixelio.de

Als Magda, vom Tode Jesu hörte, wurde von stiller Trauer erfasst. Über ihre Seele legte sich ein Schatten des Kummers. So ging sie nach Hause.

An ihrem Lieblingsplatz im Garten und setzte sich neben die blühenden Rosenbüsche. Dort erst begann sie bitterlich zu weinen. Sie schluchzte und die Tränen quollen ihr aus den Augen. Ganz tief nach vorne gebeugt, liess sie ihre Tränen auf die Erde auf die Erde rinnen.

Als sie nach Stunden aufblickte, schienen die Rosen zu beiden Seiten alle Dornen verloren zu haben. Sie waren zu großen schönen Pfingstrosen geworden. Dies gab Magda wieder Mut und neue Hoffnung. Sie glaubte nun fest daran, so wie die Dornen verschwunden seien, würde auch alles Leid und aller Kummer von den Menschen genommen werden, allein durch den Tod Jesu Christi.

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Gute Geschichte: Wie man guten Mais anbaut

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Gute Geschichte: Wie man guten Mais anbaut

Foto: Andreas Hermsdorf / pixelio.de

Ein amerikanischer Bauer baute auf seinen Feldern große Mengen von bestem Mais an. Jedes Jahr meldete er seinen Mais zum staatlichen Wettbewerb für das beste Saatgut der Umgebung an und jedes Jahr gewann er.

Eines Tages wurde er von einem Reporter intervieuwt, der hinter das Geheimniss des preisgekrönten Maises kommen wollte. Die Antwort verblüffte den Reporter sehr: Der Bauer berichtete nämlich, dass er sein Saatgut immer an seine Nachbarn weitergab.

„Aber wie kannst du Saatgut an deine Konkurrenten weitergeben?“, fragte der Reporter. „Das ist gar nicht so schwer zu verstehen“, sagte der Bauer. „Der Wind nimmt die Pollen auf und verteilt sie von Feld zu Feld. Wenn meine Nachbarn schlechten Mais anbauen, kommt es zu Kreuzungen, die auch die Qualität meines Maises verschlechtern. Wenn ich guten Mais anbauen will, muss ich meinen Nachbarn helfen.“

Das  Netzwerk Sin­nige Geschich­ten ver­sam­melt in ver­schie­de­ner Form berüh­rende Worte und schöne Bil­der: “Geschich­ten, die Sinn und Bedeu­tung geben, sind Weg­wei­ser in unse­rem Leben – sie erzäh­len uns etwas über tiefe uni­ver­selle Werte.”

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Feuerreiterinnen

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Feuerreiterinnen

Foto: Katharina Sebert

Von Katharina Sebert. Ich betrete den Raum. Es ist Dezember 2016. Ich begegne dir und es durchzuckt uns. So etwas haben wir noch nie zuvor erlebt. Ich sehe dich sofort. Du sitzt angelehnt an der Wand auf dem Boden. Mit deiner kleinen Tochter und zwei Frauen. Wir sehen uns an und ich spüre den Feuerblitz in deinem Körper ebenso wie den in mir. Ich habe nicht den Mut, zu dir zu gehen und setze mich ans andere Ende des Raums. Aufgewühlt und zugleich gewiss. Gewiss, wie immer dann, wenn etwas ganz in der Seelenwahrheit wurzelt und in guter Weise unausweichlich ist.

Unsere Blicke begegnen sich. Ein Zucken durchfährt uns. Ich kenne dich. Du, meine Seele, ich kenne und liebe dich. Schon immer. So sehr, dass mein ganzes System vibriert. So fing unsere Geschichte an. Die Heldinnenreise der Feuerreiterinnen. So nennen wir uns. Nicht ahnend, durch wie viele Feuer wir reiten würden. Bilder von uns steigen kurz darauf hoch. Auf galoppierenden Pferden weit zurück in unserer Zeitrechnung in der kirgisisch-mongolischen Steppe. Zwei Männer. Beste Freunde. Und Liebende. Bilder von uns am Lagerfeuer, eng umschlungen, in unserer Liebe versinkend, sie durstig auskostend.

Du berührst mich im Kern.
Als würde ich mir selbst in anderem Körpergewand begegnen. Ich weiß noch nicht, was es ist und sage schon bei unserem zweiten Treffen, dass ich mich sofort in dich verlieben würde, wenn du ein Mann wärst. Ich denke mir nichts dabei, außer dass ich tiefes Bedauern empfinde, dass du keiner bist. Wir sitzen einen Monat später mit anderen am Tisch und mein ganzer Körper, meine Seele, mein Sein will dir nah sein. Immer wieder lehne ich mich zu dir, atme dich, fühle mich so daheim, wie nie zuvor mit jemand anderem, obgleich ich noch nichts von dir weiß. Und zugleich alles. Du bist an diesem Tag als erste der Gäste angekommen und durch meine Wohnung gegangen und hast mich erkannt. Ich weiß, dass ich vor dir nichts verbergen kann, ebenso wenig wie du vor mir. Wir kennen einander, als würden wir uns selbst begegnen. Mit allen Licht- und Schattenseiten. Alles. Und lieben uns in aller Gänze, Fülle, Weite und Tiefe.

Wir sprechen über unser früheres Leben in der Steppe und du willst mehr wissen. Ich erzähle von den besten Freunden, vom Galoppieren und lasse den zweiten Teil weg. Feuerreiter waren wir, sage ich, und allein das Wort – auch das habe ich noch nie zuvor verwendet – löst eine Zustimmung aus, uns dem Leben und seiner Lebendigkeit vollständig und mit jeder Faser unseres Seins hinzugeben. Später erzählst du mir, wie enttäuscht und traurig du warst, als du gehört hast, dass wir nur beste Freunde waren. Ich weiß, was du meinst. Aber ich traue mich noch nicht. Und ich weiß noch nicht. Die Zeit steht still und fließt gleichzeitig in Lichtgeschwindigkeit, sobald wir zusammen sind. Zeitlos, raumlos, wie in der Unendlichkeit der Seelenwelt schwebend, in der Jahrhunderte ein Augenzwinkern dauern und ein Augenblick sich in die Ewigkeit dehnt. Dann sehen wir uns Monate nicht, bevor sich unsere Wege wieder kreuzen.

Es nieselt an diesem Tag Anfang Mai und du wartest vor der Tür auf mich. Wie magnetisch bewegen wir uns aufeinander zu. Deine Augen blitzen, mein Herz tobt, wir strahlen über beide Ohren. Und dann: eine Umarmung, aus der wir uns kaum lösen können und wollen. An diesem Abend will ich dir nah sein, so nah. Du spielst Gitarre, wir singen und mein Herz umarmt den ganzen Kosmos. Du erzählst von den Babas, die an Beltane, auf Baumstämmen reitend, durch die Dörfer ziehen und nach Honig rufen, weil sie mit Bären geschlafen haben, und meine Lippen suchen deine Nähe. Ganz zuletzt, direkt vor dem Abschied, finden sie deine, nur ganz kurz, denn du musst los. Wir ahnen immer noch nicht wirklich, was ist, obwohl ich dir an diesem Abend vor allen anderen, die zum Singen zu dir gekommen sind, zurufe, dass ich mich schon Jahre zuvor sofort in dich verliebt hätte, wenn wir uns begegnet wären. Es liegt ein Zauber in unserer Unwissenheit.

In der Nacht danach bekomme ich Klarheit. Der Schleier lüftet sich mir. Ich träume von einer Freundin, die Frauen geliebt hat und erst ein paar Monate zuvor ihre Körperin verlassen hat. Im Traum küsst, berührt, umarmt und liebt sie mich. Es ist unvorstellbar schön, ich bin durch und durch verzaubert. Ich wache auf wie Dornröschen nach ihrem hundertjährigen Schlaf und weiß mit einem Mal, dass unsere Liebe auf allen Ebenen gelebt werden will. Ich bade in dieser Vorstellung und sehe dich in den kommenden Wochen immer wieder beim Singen. Es gibt keine Eile, unsere Liebe ist Jahrtausende alt und kennt die Ewigkeit. Auf einer Picknickdecke einige Wochen später beim Singen im Park dehnen sich unsere Körper zueinander und halten kurz davor inne. Unsere Seelen tanzen währenddessen miteinander und verschmelzen inniglich. Liebe kennt kein Geschlecht. Ein paar Tage später schreibst du mir, wie gern du mit mir abends noch in die Sterne geschaut hättest. Zwei Monate danach holen wir das nach und blicken in den Nachthimmel, bei einem großen Lagerfeuer liegend, wie damals in der Steppe. Etwas Magisches geschieht in dieser Nacht. Als würden sich unsere vielen gemeinsamen Leben zu einem kosmischen Liebesteppich verknüpfen.

Unsere Liebe ist ein Mysterium und trägt die einzigartige Schönheit des Kosmos in sich, und unsere tiefentransformierenden Heldinnenreisen in die Unterwelt sind unberechenbar und fruchtbar wie Vulkanausbrüche. Es dauert keine drei Wochen und wir berühren so tiefe Themen ineinander wie niemand je zuvor. Und auch das ist anders als in anderen Beziehungen. Die Liebe und magnetische Anziehung zwischen uns ist so groß, weit und tief, so ewig, zeitlos und unendlich, dass wir nicht in Projektionen und Vorwürfe verfallen, sondern lieben und leiden. Beisammen sein wollen und sehen, dass uns augenscheinlich Lebensskripte bewegen, denen wir wie einem verdeckten und dramatischen Drehbuch folgen. Ich dem Skript der Meerjungfrau, die den Prinzen vor dem Ertrinken rettet, sich unsterblich in ihn verliebt und ihn nur aus der Ferne lieben kann und daran stirbt. Und du folgst der Orpheus-Mythe, dem zutiefst Liebenden, der seine große Liebe verliert und einsam auf einer Kiesbank den Rest seines Lebens Lieder von der Liebe singend sich nach ihr, der einen großen Liebe, verzehrt.

Rasch ist uns bewusst, was uns heimlich bewegt und führt und dass wir heilen dürfen, müssen und können – endlich und nach vielen gemeinsamen Leben, in denen es uns nicht gelungen ist – was uns davon abhält, unsere große Liebe wirklich zuzulassen. Uns für diese Dimension zu öffnen. Alle Schichten, Wunden, Glaubenssätze, Gelübde und Schatten zu transformieren, die sich darübergelegt und dazwischen gestellt haben. Vulkanisch verbrennen wir in unseren Reisen in die Unterwelten der Seele das Alte, um der Tiefe, Weite und Wahrheit dieser Liebe den Raum geben zu können, den sie braucht, um verbunden und frei atmen, sich ausdehnen und entfalten zu können. Um diesen Raum ganz zu entdecken, zu erforschen, zu erfahren, zu erfüllen und zu bewohnen.

Ich werde die Geschichte unserer Liebe in einem Buch niederschreiben. Die Geschichte der Feuerreiterinnen. Ich verneige mich vor dem Kosmos, dem Leben, dem Großen Geist der Liebe für diese Gnade und segne unsere Liebe und das Leben, das uns wieder zusammengeführt hat.

Katharina Sebert

Zur Autorin: Katharina Sebert ist Heilpraktikerin, Wegbegleiterin, Lehrerin, Autorin, Heilungs- und Friedensaktivistin, Lebens-, Liebes-, Glücksforscherin und allzeit Lernende beim Zentrum für Tiefenheilung ‚In guten Händen‘ (www.in-guten-Haenden.com). Sie bietet Heilungs- und Ermächtigungs-Kreise, -Seminare und -Ausbildungen an, hat das Format des WildgansFrauenFlugKreises entwickelt, in welchem sie auch ausbildet, und kommt zu dir in deine Stadt und in deinen (Frauen)Kreis, wenn der Weg nach München zu weit ist. Sie versendet monatlich einen kostenlosen Inselbrief, den man auf ihrer Webseite abonnieren kann. Dort kann man auch die ‚Katharina@in-guten-Haenden.com

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Die Wahrheit und die Lüge

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Die Wahrheit und die Lüge

Foto: Elske

Laut einer Legende aus dem 19. Jahrhundert treffen sich die Wahrheit und die Lüge eines Tages.

Die Lüge sagt zur Wahrheit: „Heute ist ein wunderbarer Tag“! Die Wahrheit blickt in den Himmel und seufzt, denn der Tag war wirklich schön. Sie verbringen viel Zeit miteinander und kommen schließlich neben einem Brunnen an. Die Lüge erzählt die Wahrheit: „Das Wasser ist sehr schön, lass uns zusammen baden!“

Die Wahrheit, erneut verdächtig, testet das Wasser und entdeckt, dass es wirklich sehr nett ist. Sie ziehen sich aus und beginnen zu baden.

Plötzlich kommt die Lüge aus dem Wasser, zieht die Kleider der Wahrheit an und rennt davon. Die wütende Wahrheit kommt aus dem Brunnen und rennt überall hin, um die Lüge zu finden und ihre Kleidung zurückzubekommen. Die Welt, die die Wahrheit nackt sieht, wendet ihren Blick mit Verachtung und Wut ab.

Die arme Wahrheit kehrt zum Brunnen zurück und verschwindet für immer und versteckt darin ihre Scham.

Seither reist die Lüge um die Welt, verkleidet als die Wahrheit, befriedigt die Bedürfnisse der Gesellschaft, denn die Welt hat auf keinen Fall den Wunsch, der nackten Wahrheit zu begegnen.

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Wie wird der Winter?

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Winter

Fozo: newslichter

Weil jetzt wieder die Winterwetterprognosen Hochkonjunktur haben, hier unsere Prognose 😉 Zwei Indianer gehen zum Medizinmann und fragen ihn wie der Winter wird. Der wirft ein paar Steine in die Luft und sagt: „Es wird ein kalter Winter. Geht in den Wald und sammelt viel Holz.“

Am nächsten Tag kommen wieder einige Indianer und fragen ihn wieder, wie der Winter wird. Er wirft wieder die Steine in die Luft und sagt: „Es wird ein kalter Winter. Geht in den Wald und sammelt viel Holz.“

Die nächsten Tage kommen immer wieder Indianer, auch von anderen Stämmen, und fragen ihn wie der Winter wird. Jedesmal wirft er die Steine und sagt: „Es wird ein kalter Winter. Geht in den Wald und sammelt viel Holz.“

Schließlich überlegt er sich, ob das auch stimmt, was er da erzählt. Deshalb ruft er beim Wetteramt an und fragt wie der Winter wird. Dort bekommt er zur Antwort: „Es wird ein kalter Winter. Die Indianer sammeln Holz wie die Verrückten.“

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Von Trauer und Hoffnung

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Von Trauer und Hoffnung

Foto: newslichter

Geliebte Trauer, für eine lange Zeit habe ich dein Klopfen an meine Türen überhört. Lange schon begehrtest du Einlass und riefest mich sanft. Hören wollte ich dich nicht. Geduldig hast du dein Lager aufgeschlagen. Ein Feuerchen brannte an deiner Seite, um dich während des Wartens zu wärmen. Du wusstest, dass es wichtig war zu bleiben.

Lange Zeit ignorierte ich deinen Ruf und wollte dich nicht bei mir haben. Das ging ganz gut denn ich suchte mir andere Dinge, um mich nicht mit dir zu beschäftigen. Doch als meine Seele begann über meinen Körper zu mir zu sprechen, erinnerte ich dich und vernahm dein Rufen. Die Tür schwang langsam auf und schüchtern sah ich dich an. Liebevoll erwidertest du meinen Blick, nahmst sanft meine Hände in deine und sagtest: „Es ist gut. Nun bin ich da. Alles hat seine Zeit.“ Du zogst mich zu dir hinunter und wir setzen uns dicht ans Feuer. Die Wärme durchströmte und wärmte mich von außen nach innen.

Still saßen wir zusammen. Nach einer Weile kuschelte ich mich bei dir ein und mein Körper begann zu beben, ohne dass ich spürte, dass ich weinte. Als Tränen von meinem Kinn fielen, begann sich die Starre in mir zu lösen und die Verhärtungen weichten auf. Eine geraume Zeit lang lag ich in deinem Arm, fiel tief in mich hinein und erinnerte mich an all das was geschehen war.

All das was ich fein säuberlich in kleine Kästchen gesperrt hatte, nahm sich nun Raum. Mein Herz schmerzte und meine Seele weinte bitterlich. Du hieltest mich still und sanft. Strichest mir über die Stirn und rauntest leise „Ich bin da um dich zu halten. Ich bin die Trauer. Gib mir Raum und lasse es geschehen. Es ist gut. Es heilt den Schmerz von innen heraus. Ich bleibe solange bis es braucht.“

Deine Worte erfassten mich und ein tiefes Schluchzen drang aus meiner Kehle. Es schüttelte mich durch, bis keine Tränen mehr flossen. Ich sah dich an und sagte leise zu dir: „Es tut so weh. Ich fühle mich allein, verlassen und ich bin so müde.“ Du wiegtest mich sanft und sagtest nichts. So schlief ich ein an deiner Brust.

Nach einiger Zeit erwachte ich. In mir spürte ich ein neues, noch sehr feines Gefühl. Vorsichtig setzte ich mich auf. Das Feuer war erloschen und neben dir saß eine weitere Gestalt, die mich wohlwollend anlächelte. Sie kam nun langsam auf mich zu, nahm meine Hände in ihre, blickte mir lange in die Augen und sagte: „Ich bin die Hoffnung. Trauer und ich sind gute Freunde. Ich war schon immer da. Du wolltest mich nur nicht sehen.“ Ich erkannte die Wahrheit ihrer Worte und erwiderte ihr Lächeln. Als ich sie länger ansah, spürte ich, dass mein Herz einen kleinen Sprung machte. Es öffnete sich eine Tür in meinem Inneren. Hindurch wehte eine Brise des Vertrauens und der Liebe, die es einhüllten und von innen heraus nährten und stärkten. Ich spürte ein Gefühl von Geborgenheit und Zuversicht.

Trauer stand neben uns und sagte mir sanfter Stimme: „Es ist gut. Du hast uns gehört. Du kannst nun wieder alles fühlen. Das ist unser Geschenk an dich. Das Fühlen stärkt deine Seele und macht dich berührbar. Die Wunde wird heilen und du wirst Dankbarkeit spüren. Alles hat seine Zeit“.

Ich erkannte, wie heilsam es ist der Trauer die Tür zu öffnen und sie willkommen zu heißen. Und mir wurde wieder bewusst, dass ich niemals alleine bin. Selbst in mir nicht. Meine Gefühls-Gefährten sind stets bei mir und nur gemeinsam sind wir ein Ganzes.

So reiche ich dir meine Hand und erinnere dich daran, dass es gut ist, wenn du ab und an lauscht, wer an deine Türe klopft. Sei offen für das was in dir ist. Es ist immer FÜR dich.

Alexandra Thoese

Von Herzen deine Alexandra Thoese

Hier findest du Geschichten und erlebte Imaginationen, die ich geschrieben habe. Gefühle sind wichtige Begleiter in unserem Leben. Ich gebe ihnen gerne eine Gestalt und lade sie damit in mein Leben ein.

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Der Adventskranz

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Der Adventskranz

Foto: newslichter


Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war still – so still, dass man hörte, wie die Kerzen miteinander zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte: „Ich heisse Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden, sie wollen mich nicht.“ Ihr Licht wurde immer schwächer und verlosch schliesslich.

Die zweite Kerze sagte betrübt: „Ich heisse Glaube. Aber ich ich bin überflüssig geworden. Die Menschen wollen von Gott nichts mehr wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich weiter brenne.“ Ein Luftzug wehte durch den Raum – und auch diese zweite Kerze erlosch.

Traurig meldete sich die dritte Kerze: „Ich heisse Liebe. Ich habe fast keine Kraft mehr zum brennen. Die Menschen stellen mich auf die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollten.“ Mit einem letzten kraftlosen Aufflackern erlosch auch dieses Licht.

Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: „Aber, aber – ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!“ Fast begann das Kind zu weinen.

Die vierte Kerze, deren Licht den Raum noch erhellte, wusste Trost zu spenden. Sie sagte: „Kind, hab keine Angst. So lange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Weisst Du, ich heisse Hoffnung.“

Flugs nahm das Kind diese Kerze in die Hand und zündete mit ihrem Licht die anderen Kerzen wieder an.

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Märchen vom Auszug der „Ausländer“

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Märchen vom Auszug der „Ausländer“

Eine Weihnachtsgeschichte zum Nachdenken von Helmut Wöllenstein.
Es war einmal…, so beginnt das Märchen „Von denen, die auszogen, weil sie das Fürchten gelernt hatten.“
Es war einmal… etwa drei Tage vor Weihnachten, spät abends. Über den Markplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Steine flogen in das Fenster des türkischen Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugefallen. Niemand hatte etwas gesehen.

„Los, kommt, es reicht, wir gehen“.

„Wo denkst du hin! Was sollten wir denn da unten im Süden?“

„…da unten? Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun einfach das, was da an der Wand geschrieben steht: „Ausländer raus!“

Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst kamen die Kakaopäckchen heraus mit den Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen. Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Deutschen Lieblingsgetränk; Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat. Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die Trauben und die Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf, Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne, denn die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdner Christstollen zögerte. Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: Mischlingen wie mir geht’s besonders an den Kragen. Mit ihm kamen das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen. Nicht Qualität, nur Herkunft zählte jetzt. Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die echten Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen an ihrer Seite in teuren Chartermaschinen in alle Welt starteten.

Der Verkehr brach an diesem Tag zusammen. Lange Schlangen japanischer Autos, vollgestopft mit Optik und Unterhaltungselektronik krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fliegen, auf ihrer Bahn gefolgt von den feinen Seidenhemden und den Teppichen aus dem fernen Asien.

Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen und schwirrten zurück ins Amazonasbecken. Man musste sich vorsehen, um draußen nicht auszurutschen, denn von überall her quollen Öl und Benzin hervor, floss zu Bächen zusammen und strömte in Richtung Naher Osten.

Doch man hatte bereits Vorsorge getroffen. Stolz holten die großen deutschen Autofirmen ihre Krisenpläne aus den Schubladen: Der alte Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl?!
– Aber es half nichts, die VW´s und die BMW´s begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile, das Aluminium wanderte nach Jamaika, das Kupfer nach Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die Straßendecke hatte mit dem ausländischen Asphalt im Verbund auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute.

Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Land. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und Nüsse. Und „Stille Nacht“ durfte gesungen werden – wenn auch nur mit Extragenehmigung, das Lied kam immerhin aus Österreich.

Nur eines wollte nicht so recht ins Bild passen. Maria, Josef und das Kind waren geblieben. Drei Juden. Ausgerechnet.

„Wir bleiben“, sagte Maria, „Wenn wir aus diesem Lande weggehen – wer will ihnen dann noch den Weg zurück zeigen, den Weg zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?

Quelle: Helmut Wöllenstein, zuerst veröffentlicht als „ Zuspruch am Morgen“ am 20.12.1991 im Hessischen Rundfunk im Zusammenhang der massiv wachsenden Ausländerfeindlichkeit, die wenig später zu den Brand- und Mordanschlägen in Mölln und Solingen führte Kontakt zum Autor:
Georg-Voigt-Str. 72 a
35039 Marburg
06421 982783 oder 22981
helmut.woellenstein@t-online.de

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Wut und Liebe

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Wut und Liebe

Foto: Pixabay

Von Alexandra Thoese. Geliebte Wut, lange Zeit habe ich dich verbannt. Es schien mir sicherer ohne dich durchs Leben zu gehen. Ich sah und spürte dich bei vielen anderen Menschen. Das machte mir Angst und ich beschloss, ohne dich zu sein. So legte ich mich Stunde um Stunde in ein Nest aus Angst und Kummer. Mit den Jahren errichtete ich eine Mauer um mich herum. Doch mein Anliegen dich und andere von mir fernzuhalten, misslang. Die Fugen der Mauer waren undicht, sodass vieles hindurch kam und nichts entwich. Mein einst weiches Nest wurde enger und klebriger und meine Träume ließen mir keine Ruhe.

Mit der Zeit glaubte ich den Stimmen in mir, die sagten ich hätte kein Recht auf dich und du würdest nur alles zerstören. So gewaltig war es dich im Außen zu erleben. Sie sagten mir, dass wir nicht sicher seien, wenn wir dich hereinließen. Du seiest unkontrollierbar und sehr gefährlich. Doch du begehrtest Einlass und es gab diese kurzen Momente, da ich dich auf meiner Zunge schmeckte. Schnell zog ich mich in mein Nest zurück. Dort glaubte ich mich sicher vor dir.

Nach einiger Zeit erkannte ich dich nicht mehr, wenn du leise an meine Tür klopftest. Kummer hatte sich mit seiner Schwere vor die Tür gestellt und versperrte dir den Weg. So dachte ich, dass ich dich endgültig verbannt hätte.

Doch manchmal spürte ich ein leises Beben in mir. Da war diese Sehnsucht, dass sich aus dem Beben Flammen bilden mögen, um alles zu verbrennen, was nicht mehr dienlich war. Schnell schluckte ich dich im Keim herunter und versengte mir dabei mehr als einmal die Kehle. Sprachlos verharrte ich. Bewegungslos lag ich in meinem Nest aus Traurigkeit und Schwere. Viele Jahre vergingen. Du schliefest in mir. Geduldig. Auf Sparflamme. Du ahntest, dass es wichtig sei zu bleiben.

Eines Tages starb etwas im Außen. Erst war ich erschrocken, dann traurig, verzweifelt, raufte mir das Haar. Der Schmerz grämte mich und stimmte mich taub für dich. Du bliebst beharrlich. Nach einiger Zeit, räkelte sich etwas in mir. Dein Licht, deine Kraft, deine Botschaft formte sich. Aus der zarten Glut erwuchs ein Feuer, welches sich Raum suchte. Du stiegst in mir empor und riefest mir zu: „Ich bin hier. Ich bin deine Wut. Erhöre mich. Lasse zu, was sein will. Ich reinige und heile dich.“

Erschrocken schlug ich meine Hand vor den Mund, um dich zu ersticken, doch es war zu spät und ich spürte dich in all meinen Poren. Du warst bereit alles zu entzünden. Deine Stimme wurde lauter: „Ich bin hier. Gib mir Raum. Hab keine Angst. Ich bin bei dir. Öffne dich mir und du wirst Erleichterung erfahren.“ Zögerlich öffnete ich Mund und Herz und ließ dich zu. Polternd, laut, feurig stürmten Worte und Gesten aus mir heraus. Ich schrie laut: „Ich bin so wütend auf dich. Ich bin wütend auf mich. Ich bin wütend auf alles, was in mir ist. Ich bin wütend auf all das was ich zurückgehalten habe.“

Ich wütete. Stampfte. Schrie. Kreischte. Weinte. Tobte. Schmiss Dinge umher. Feuer entwich meinem Mund und formte ihn zu einem Maul. Würgend übergab ich mich. Flammen speiend schüttelte es mich und ich spie etwas aus, an dem ich beinahe erstickt wäre. Doch plötzlich wurde es ruhig in mir. Hinter einem Schleier aus Tränen sah ich etwas, dass vor mir auf dem Boden lag. Ich wischte die Tränen davon und da sah ich dich. Da standst du. Ein roter, feuriger Drache mit klarem Blick. Nicht größer als ein Kind und doch gewaltig in deiner Erscheinung. Du schütteltest dich und ein paar Flammen kamen aus deinem Maul.

„Endlich“, grolltest du, „wurde auch Zeit, dass du mich hinaus lässt. Jahrhundertelang habe ich darauf gewartet befreit zu werden.“ Verblüfft schaute ich dich an. Konnte es kaum fassen. Doch innerlich spürte ich Wärme und Frieden in mir aufsteigen. Ich schaute dich an. Lange. Sah in deine Augen. Plötzlich stiegen Tränen in mir auf. Ich erkannte: Du bist ich. Auch du. Die Wut. Ich begriff, dass du nicht gefährlich bist. Nun spürte ich, wie wichtig du bist. Ich setzte mich auf den Boden und schaute dich an. Langsam kamst du näher, bis wir ganz nah voreinander saßen. Ich hob meine Hand und legte sie auf dein Herz. Du seufztest, hobst deine Kralle und legtest sie auf mein Herz. Unsere Blicke verschmolzen und in mir formten sich Worte.

„Danke, liebe Wut. Danke, dass du auf mich gewartet hast. All die Jahre. Ich erkenne, wie wichtig du in meinem Leben bist und welche Kraft du mir bescherst. Ich verspreche dir, dich zu achten und dir Raum zu geben. Erinnere mich bitte daran, falls ich es vergessen sollte.“

Lächelnd erwidertest du meine Worte: „Sei unbesorgt. Ich werde bei dir sein. Denn ich bin du. Ich bin geduldig. Ich bin kraft- und machtvoll. Ich bin läuternd und reinigend. Nutze mich.“ Ich nickte, da ich verstand.

So blieben wir eine lange Zeit sitzen. Gemeinsam. Verbunden. Eins. Als wir uns bedächtig voneinander lösten, blieb in mir ein tiefes, warmes Gefühl und ich erkannte: Du bist ein Teil von mir. Mal leise mal laut. Wut ist heilsam. Heilung ist Liebe. Liebe bedeutet, all meine Gefühle willkommen zu heißen. Annahme ist Liebe. Alles darf da sein. Dann, und NUR dann, kann Heilung geschehen.

Nickend stimmtest du mir zu.

Alexandra Thoese

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Das Lied der Stille

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Das Lied der Stille

Foto: newslichter

„Tao ist still“, lehrte Laotse seinen Schülern. Über Tao kann nichts gesagt werden. Eines Tages lud ihn der Kaiser von Chu ein, eine Rede im Palast zu halten. Die Kaiserin, der Kaiser, der Präsident, die Minister, die hohen Beamten und die Generäle waren zusammen gekommen, um mit großem Respekt zuzuhören.

Laotse kam, stand einen Augenblick da, sah sich um und verließ den Saal. Der Kaiser war verwirrt. Er fragte seinen Präsidenten: „Was ist los mit diesem Mann? Wir sind alle hierhergekommen, um ihm zuzuhören.“

Der alte Präsident erwiderte: „Dies war die schönste Rede, die ich je gehört habe! Er hat es gesagt! Sie haben ihn gebeten, uns über die Stille zu unterrichten. Und genau das hat er getan. Er stand da, in Stille, er war die Stille. Wonach fragen Sie denn noch? Was möchten Sie noch mehr? Er war reine Stille, so wie er die wenigen Sekunden dort gestanden hat. Er war die Stille, durch und durch. Er war pulsierende Stille. Und Sie warteten immer noch auf ein paar simple Worte?“

Mehr gute Geschichten bei www.geschichten-netzwerk.de/

Foto: Geschichten Netzwerk

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Das Ei des Kolumbus

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Das Ei des Kolumbus

Foto: newslichter

Als Christoph Kolumbus nach der legendären Entdeckung von Amerika wieder nach Spanien heimkehrte, wurde er gebührend empfangen und gefeiert. Bei einem Festessen, das ihm zu Ehren gehalten wurde, meldeten sich jedoch auch seine Neider zu Wort: Es sei gar nicht schwierig gewesen, die »Neue Welt« zu entdecken. Das Weltmeer sei schließlich offen gestanden und für jeden von ihnen wäre dieses Unternehmen ein Leichtes gewesen!

Kolumbus war tief in seiner Seefahrerehre gekränkt und wollte diese Worte nicht auf sich beruhen lassen. Er nahm ein gekochtes Ei, das auf dem Tisch lag, und forderte die Anwesenden auf, es so auf die Spitze zu stellen, dass es nicht umfallen könne.Trotz großen Eifers scheiterten die ersten Versuche der Festgäste und man sah ratlose Gesichter auf allen Seiten. Neugierig geworden kamen immer mehr Männer an den Tisch, um ebenfalls einen Versuch zu wagen.

Bald war jeder im Saal davon überzeugt, dass es sich hierbei um eine unausführbare Aufgabe handele. Der Seefahrer wurde also aufgefordert, es selbst zu versuchen. Lächelnd setzte Kolumbus das Ei mit einem leichten Schlag auf den Tisch, sodass es auf der eingedrückten Spitze stehenblieb.

Die Anwesenden waren empört und protestierten, dass sie das ebenfalls gekonnt hätten! »Meine Herren, wenn man weiß, wie es geht, ist alles ganz einfach.
Der Unterschied ist, dass Sie es hätten tun können, ich hingegen habe es getan“.

Danke an das Geschichten Netzwerk

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