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Channel: Geschichten Archives - newslichter – Gute Nachrichten online.

Seelenlied der Himba

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Es heißt, im Stamm der Rinderhirten der Himba – im Nordwesten Namibias und im Süden Angolas – gilt als Geburtstag eines Kindes nicht der Tag, an dem es geboren oder empfangen wurde. Sondern der Tag, an dem das Kind zum ersten Mal als Gedanke im Kopf und Herz seiner Mutter auftaucht. Wenn eine Frau beschließt, dass sie ein Kind empfangen will, geht sie aus dem Dorf. Sie setzt sich alleine unter einen Baum und lauscht in sich hinein, bis sie das Seelenlied des Kindes hören kann, das von ihr geboren werden will.

Nachdem sie das Lied des Kindes gehört hat, kehrt sie zurück zu ihrem Mann, der Vater des Kindes sein wird. Sie lehrt auch ihn das Lied. Wenn sie sich dann lieben, um das Kind zu empfangen, dann singen sie als Einladung gemeinsam das Seelenlied des Kindes.

Wenn die Mutter schwanger ist, lehrt sie auch die Hebammen und die alten Frauen des Dorfes das Lied zu singen. So können alle Menschen um sie herum während der Geburt das Seelenlied des Kindes singen und das Kind begrüßen. Und dann, wenn das Kind aufwächst, lernen auch alle anderen Dorfbewohner dessen Lied.

Wenn das Kind sich verletzt, wenn es fällt und etwa seine Knie schmerzen, schließt es jemand in die Arme und singt sein Seelenlied dazu. Wenn das Kind etwas Wunderbares tut, wenn es durch die Riten der Pubertät geht, wenn es heiratet – auch dann singen die Menschen des Dorfes sein Lied, um seine Seele zu ehren. In der Ehe singen die Partner ihre Lieder gemeinsam und füreinander.

Frei nach Alan Cohen, aus dem Buch „Wisdom of the Heart“


Vom Druck in dieser Welt, und was sie erhellt

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Eine Geschichte des Heilens. Von Melanie Ackermann. Etwas in ihr will endlich leben, endlich geben, die Liebe, die es mitgebracht hat. Mitgebracht in diese Dunkelheit.
Es ist, als hätte es eine Flamme in den Händen. Eine Flamme der Liebe.

Diese Flamme ist so zart, und diese Welt so stürmisch. Sie leuchtet hell, so hell, und ihr Klang ist die Stille.
Eine Stille, die kaum gehört werden kann, weil diese Welt so laut ist.

Das Etwas in ihr geht mutig Schritt für Schritt voran, auch wenn der Wind ihm ins Gesicht bläst, kalt und laut. Oft ist es entmutigt,
und müde. Es möchte gern einen anderen Weg gehen als den gegen den Wind. Einen leichten, einen, auf dem sich die Flamme der
Liebe entfalten und vergrößern kann. Wo Blumen am Wegesrand stehen, ein Bach plätschert und die Vögel singen.

Doch, wo ist dieser Weg, und wie kommt das Etwas in ihr dorthin?

Da ertönt eine Stimme aus der Stille:

„Sei achtsam und wachsam.
Sei achtsam und wachsam.
Sei achtsam und wachsam.

Immer – wenn du Druck verspürst zu handeln, oder wenn du beim Handeln Druck spürst – dann bist du gerade dabei,
den Weg zu gehen, wo dir der kalte Wind ins Gesicht bläst.
Und das bedeutet, dass du aus einem „müsste und sollte“ – woher auch immer – heraus agierst.
Höre dann auf, mit Gewalt in genau dieser Richtung nach vorn preschen zu wollen,
bleibe stehen und schaue dich um, woher der Wind kommt.

Ändere deine (Aus)Richtung und lasse sie aus dir heraus entstehen, aus deiner Mitte, lasse dein Licht größer werden
und es deinen Weg beleuchten. Du wirst ihn dann genau sehen, und er wird keinen Gegenwind haben.
Du wirst Freude in deinem Handeln haben, ohne Druck agieren und im Vertrauen.

Wenn du die Stille in dir spürst, gelingt alles fast wie von Selbst. Ja, von Selbst, aus deinem Selbst.
Finde die Stille in dir, sei im Reinen mit dir.

Was sagt das Etwas in dir, wenn du den Druck einfach mal verabschiedest?
Sage dem Druck, dass du gar nichts mehr mit ihm machen wirst! Packe ihn ein, danke ihm für alle Erfahrungen
und das gesellige Miteinander, mache eine Schleife drumherum und schenke diesen Druck der Quelle.
Sie nimmt ihn gern entgegen, denn er ist ein Kind von ihr. Die Quelle weiß schon, was damit zu tun ist.
Stell dir vor, ein Leben ohne Druck. Dein Herz wird nicht schnell klopfen, sondern kräftig schlagen.

Wenn der Druck ausgezogen ist, zieht die Leichtigkeit ein. Das Etwas in dir, mit der Flamme,
ist schon ganz entzückt über die tolle neue Aussicht.
Also, pack den Druck ein, er wird schon erwartet!“

Sogleich nimmt sie sich intuitiv ein Blatt, auf dem sie groß „Druck“ schreibt, und da gesellt sich auch noch die Verbissenheit dazu,
und, natürlich, auch noch das ganz große „Aber“. Sie gibt alle Drei an die Quelle auf und verbrennt gleichzeitig das Blatt in einem Feuer.

Das Etwas in ihr mit der Flamme in den Händen steht staunend da. Der Wind hat sich gelegt.

Sie überlegt, wie viel von dem Wind von ihr kam. Vielleicht nicht alles, und doch, und doch …..
Sie sichert ihrem Etwas, dem Licht in ihr zu, öfter mal „Na und?“ zu sagen.
Vor allem jetzt, wo sie das „Aber“ aufgegeben haben an die Quelle.

„Wir haben keinen Plan? Na und?“
„Nicht alles perfekt? Na und?“
„Entsprechen keiner Erwartung, nicht mal unserer eigenen? Na und?“

Sie und das Etwas in ihr kichern und sind ganz gespannt, was nun wird. Sie setzen sich hin und bestaunen zusammen
die wunderschöne, helle Liebesflamme. Erst einmal gehen sie nirgendwohin damit.
Es ist so schön, einfach mal nur zusammen zu sein.

„….. Aber ………!“ ertönt noch von irgendwoher leise ein Echo aus vergangenen Zeiten. „Na und!“, rufen sie beide im Chor.
Da kribbelt es an ihren Köpfen und in dem Moment sehen sie einen funkelnd glitzernden Lichtregen auf sie hinab fließen,
und er singt ein Lied: Er singt das Lied der Leichtigkeit.

Sie nehmen den Lichtregen in jede Zelle auf. Die Quelle hat ihnen also schon auf ihr Paket geantwortet. Die sind aber schnell!

„Hoffentlich hatten sie nicht soviel Druck bei der Bearbeitung…….!“, hört sie das Etwas in ihr sagen, und schon kichern beide los.

Melanie Ackermann, im Land Brandenburg geboren und aufgewachsen, schreibt in Artikeln, Gedichten und Geschichten über Sichtbares und Unsichtbares. Mehr Informationen, sowie ihre Neuigkeitsbriefe unter www.melanieackermann.de Zu ihrem Buch: https://www.bod.de/buchshop/das-blaue-buch-der-weisheit-melanie-ackermann-9783752622805

Mit Weihnachten wachsen

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Foto: Pixabay

Lieber Freund, mir ist die ganze Zeit so nach Weihnachten zumute und mir ist so, als müsste ich zu Ihnen kommen und Ihnen das sagen.

Es ist solch ein wunderbares Fest, und ist eins, das lebt und wärmt. Es ist ein Fest für die Menschheit.

Es kommt über einen, und legt sich warm und weich auf einen und duftet nach Tannen und Wachskerzen und Lebkuchenmännern und nach vielem, was es gab und nach vielem, was es geben wird.

Ich habe das Gefühl, dass man mit Weihnachten wachsen muss. Mir ist, als ob dann Barrikaden fallen, die man mühsam und kleinlich gegen so vieles und viele aufgebaut hat, als ob man weiter würde und das Gefäß allumfassender, auf dass darin jedes Jahr eine neue weiße Rose aufblühe und den andern zuwinkt und in sie hineinleuchtet und ihnen die Wange streicht mit ihrem Geschimmer und die Welt erfüllt mit Schönheit und Duft.

~ Aus einem Brief von Paula Modersohn-Becker (1876-1907) an Rainer Maria Rilke (1875-1926) ~

Erwachen in 3 Akten

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Foto: Pixabay

Die Baumknospen, die Schneekönigin und die heiligen drei Könige, ein schlafendes Lied. In der Knospe schläft das Lied der Stille und des Wissens, dass alles in ihr ist und es nichts mehr zu tun gibt. Es ist eine Ode an die Hingabe und das tiefe Vertrauen auf den richtigen Moment. Den richtigen Moment ihrer Entfaltung und ihres Wachstums.

Gerda fiel in den Schlaf der behüteten und unschuldigen Kindheit, die nicht ewig dauern darf. Es ist das Lied der Initiation ins junge Erwachsenen sein. Der Annahme von Verantwortung und Sorge um andere.

Im Erwachen der Könige schläft das Lied vom Vertrauen in die eigene himmlische Führung, welche hier so unendlich zart dargestellt ist. Aus ihr heraus entsteht das Vertrauen und die Handlung, den eingeschlagenen Weg zu verlassen und einen neuen noch unbekannten Weg zu gehen.

Diese drei sehr unterschiedlichen Geschichten tragen für mich eine gemeinsame hoffnungsvolle Botschaft. Alles ist in mir und ich darf dem Himmlischen, dem Leben und meiner zarten inneren Stimme/Intuition vertrauen. Ich bin geführt und behütet. Alles ist in mir und zum richtigen Zeitpunkt zum Erwachen bereit.

Die Baumknospen

Der Baum verliert seine Blätter nicht, ohne dass schon die neuen Knospen da wäre. Die Knospen der Bäume sind mit Harz oder Schuppen versehen. Sie bedecken die Knospe vollständig und gewähren den zarteren, inneren Teilen einen Schutz gegen die Einflüsse der winterlichen Witterung. Die Blatt- und Blütenknospen wachsen an den jüngsten Zweiglein des Baumes und sind die Grundlage für das weitere Wachstum im Frühling. In ihnen ist alles enthalten und sie ‚schlafen‘, bis zum richtigen Moment ihrer Entfaltung, in die warme Frühlingszeit hinein.

Die Schneekönigin von H.C. Andersen

Inhalt: Für die Nachbarskinder Kay und Gerda gibt es im Sommer nichts Schöneres, als unter den beiden Rosenbüschen zweier Pflanzkästen, die beide Dachwohnungen verbinden, zu spielen, zu träumen und den Geschichten der Großmutter zuzuhören. Kay wird von Splittern eines bösen Zauberspiegels getroffen: Ein Splitter trifft sein Herz, das sich in einen Eisklumpen verwandelt. Ein anderer Splitter gerät ihm ins Auge, und er findet das Schöne nur noch hässlich. In diesem Winter wird Kay von der Schneekönigin entführt. Als er nicht zurückkehrt, macht sich Gerda im Frühling auf die Suche nach ihm und erlebt dabei viele Abenteuer. Ein Abenteuer möchte ich heute herausstellen, da es mich schon immer sehr berührt hat. Gerd legte sich, auf ihrer Suche nach Kay, in ein kleines Holzboot und trieb mit ihm den Fluss hinunter. Auf ihr Rufen hin, zog eine alte Frau das Boot an Land, nahm Gerda bei der Hand, ging mit ihr in das kleine Haus hinein, und schloss die Türe zu. … Die Fenster lagen sehr hoch, und die Scheiben waren rot, blau und gelb; das Tageslicht schien mit allen Farben so sonderbar herein, aber auf dem Tische standen die schönsten Kirschen, und Gerda aß davon, so viel sie wollte, denn das war ihr erlaubt. Während sie aß, kämmte die alte Frau ihr Haar mit einem goldenen Kamme, und das Haar ringelte sich und glänzte so herrlich gelb rings um das kleine, freundliche Antlitz, welches so rund war und wie eine Rose aussah. „Nach einem so lieben, kleinen Mädchen habe ich mich schon lange gesehnt“, sagte die Alte. „Nun wirst Du sehen, wie gut wir miteinander leben werden!“ Und so wie sie der kleinen Gerda Haar kämmte, vergaß Gerda mehr und mehr ihren Pflegebruder Kay; denn die alte Frau konnte zaubern; aber eine böse Zauberin war sie nicht; sie zauberte nur ein wenig zu ihrem Vergnügen und wollte gern die kleine Gerda behalten. Deshalb ging sie in den Garten, streckte ihren Krückstock gegen alle Rosensträuche aus, und wie schön sie auch blühten, so sanken sie doch alle in die schwarze Erde hinunter, und man konnte nicht sehen, wo sie gestanden hatten. Die Alte fürchtete, wenn Gerda die Rosen erblickte, möchte sie an ihre eigenen denken, sich dann des kleinen Kay erinnern und davonlaufen. Nun führte sie Gerda hinaus in den Garten, in dem sie glücklich spielte. … Gerda blieb einen Frühling und einen Sommer bei der alten Zauberin. Eines Tages entdeckte sie auf dem Hut der Alten eine Rose und erinnerte sich an ihre Liebe zu Kai. Sie erwachte aus ihrem Vergessen und verließ die Zauberin heimlich.

Der Traum der Könige

Wir sehen die ‚Heiligen Drei Könige‘ eng beieinander liegend. Sie haben ihren Besuch bei Jesus, Maria und Josef beendet, dort ihre Gaben verschenkt und sind auf dem Rückweg zu Herodes (der sie wohl töten wird). Jetzt sind sie müde und schlafen sich aus. Eingehüllt in eine kostbare, von Perlen umsäumten Decke, die sie warmhält und schützt. In ihrem Schlaf kommt in unendlicher Sanftheit der Engel Gabriel zu ihnen. Er lässt zwei der Könige weiterschlafen und weckt behutsam und leise den obersten König, indem er ihn sanft und mit nur einem Finger, am Ringfinger berührt. Mit der anderen Hand weist er auf den Stern, der den rettenden Weg zeigt. Es ist eine Berührung von unendlicher Sanftheit. Das Original aus dem 12. Jahrhundert, befindet sich in der Kathedrale der Stadt Autun, im französischen Burgund. Hier ein Foto und mehr.

Heide Steiner | www.innereweite.de | – Atem und Natur – Eine natürliche, lebendige und kraftvolle Verbindung: 28.01.2024 | – Leben Jetzt leben: 13.-20.04.2024 | – ‚Ins Leben sterben‘ : 24.-28.04.2024

 

Leuchtturm sein

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Foto: Jarle Kvam

Bist du auch so fasziniert von Leuchttürmen wie ich? Wie sie felsenfest auf dem Boden stehen, stürmische Brandungen aushalten, dabei weit in die Höhe ragen und unaufhörlich Lichtzeichen senden.

Als Kind lebte ich auf einer Insel in Norwegen. Der naheliegende Leuchtturm war eine feste Instanz in meinem Leben. Er vermittelte Sicherheit – natürlich in erster Reihe für die Schiffe – er gab allerdings auch uns Menschen ein Gefühl von Aufgehoben-Sein. Es sendet jemand oder etwas Lichtsignale. Es wird ein Weg und eine Richtung gezeigt.

Wir leben in chaotischen und turbulenten Zeiten, in denen wir alles tun müssen, um nicht unterzugehen und stattdessen eine größere Perspektive einzunehmen.  Wie können wir dabei nicht nur nach Leuchttürmen Ausschau halten, sondern gar selbst Leuchttürme sein? Uns auf das zu besinnen, was wir ausstrahlen möchten, womit wir die Herzen der Menschen erreichen möchten. Was gerade jetzt nicht nur wichtig, sondern ganz wesentlich wäre. Ohne genau zu wissen, welche Wege dafür zu gehen sind, was nun richtig oder falsch ist. Die Fenster putzen, aus denen das Licht strahlen kann. Darauf vertrauen, dass das Licht von denjenigen gesehen wird, die es jetzt gerade brauchen, deren Herzen wir jetzt erreichen sollen. Immer klarer erkennen, welche Aufgabe jede Einzelne von uns hat, welche Inhalte und welches Wissen durch uns in die Welt kommen möchten. Dabei lohnt es sich, etwas tiefer zu schauen. Was war schon immer deine Aufgabe, vielleicht durch Jahrhunderte hindurch? Was hat sich immer wieder gezeigt und welche Aufforderung wird heute für dich zunehmend hörbar?

In einer neuen Online-Gemeinschaft schauen wir nach diesen Fragen. Dazu findest du mehr Informationen unter https://www.vera-bartholomay.com/blog/seelenwege-eine-neue-gemeinschaft-ab-januar-2024 Vielleicht magst auch DU dabei sein? Anmeldung an info@vera-bartholomay.com

Zur Person: Vera Bartholomay ist Autorin, Seminarleiterin und Therapeutin mit Themen wie persönliche Entwicklung und ganzheitliche Körperarbeit. Ihre Bücher: „Heilsame Berührung von Körper, Herz und Seele“, „Herzen berühren – Sehnsucht nach tiefen Begegnungen“ und „Projekt Sehnsucht. Ein Mutmachbuch für alle, die von der Selbstständigkeit träumen“. http://www.vera-bartholomay.com/

Die Intelligenz unserer Spezies – und was wir daraus machen

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Matthias Jackel, Triptychon E. Pfeiffer, Originalfoto Atmo Kubesa

Von Matthias Jackel. Vor rund 10 Jahren hatte ich das große Glück, insgesamt drei Wochen in freier Wildbahn mit Delphinen zu schwimmen. Aus dieser tiefen Erfahrung blieb mir eine Geschichte besonders in Erinnerung. In jeder Woche wurde sie einer neuen Gruppe auf Deck des Katamarans auf hoher See erzählt und ich habe sie oft weitergegeben. Ich glaube in dem Versuch, sie für mich zu verinnerlichen. Weil sie mich spontan berührte und gleichzeitig irgendwie fern blieb. Hier ist die Geschichte:

Ein Mensch und ein Delphin unterhalten sich, wer die intelligentere Spezies sei. Der Mensch legt sofort los und erklärt: „Natürlich sind wir die intelligentere Spezies! Wir haben Städte in Wüsten gebaut und Brücken über Meere, wir bewirtschaften das Land, haben die Schrift erfunden, die Elektrizität nutzbar gemacht, wir haben die Natur systematisch erforscht, das Atom gespalten, wir können fliegen, bis zum Mond, wir können Krankheiten heilen, das Leben verlängern und uns über den ganzen Planeten hinweg austauschen und verbinden. Und was macht ihr? Ihr spielt miteinander, fresst und habt Sex. Sonst nichts. Also keine Frage: wir sind die viel intelligentere Spezies!“ 

Der Delphin schaut den Menschen an und antwortet: „Nun, wir sind der Auffassung, dass wir die intelligentere Spezies sind. Und zwar aus exakt den gleichen Gründen!“

Morgens beim Spaziergang durch den Wald fiel mir die Geschichte wieder einmal ein. Und plötzlich hatte sie so viel mehr Kraft als je zuvor. Vielleicht kennst du das Gefühl. Wenn sich Lebenserfahrung und persönlich Entwicklung wie Puzzlesteine zusammenfügen und die Zusammenhänge sich plötzlich anders erschließen. Wenn ein Song schon 100mal gehört wurde und plötzlich wird einem der Text bewusst. Wenn ein Film vor Jahren gesehen wurde und sich einem die Botschaften erst jetzt, in einer neuen Zeit und persönlichen Situation erneut gesehen, erschließen. Wenn eine Weisheit in die Zellstruktur einfließt, die vorher zigmal als Text im Glückskeks nach dem Essen vorgelesen, freundlich belächelt und dann wieder beiseite gelegt wurde. Wow, das war ein starkes Gefühl im Wald.

Hier am Rechner sitzend, melden sich erst leise und immer lauter der Realist und der Kritiker. Das Leben ist ernst, ganz bestimmt kein Spiel. Das Fressen muss man sich hart verdienen. Und Sex, ja bitte, das kann‘s ja wohl nicht sein! Schaut dir doch die Welt mit ihrer verzerrten Sexualität an.

Das Leben als ein wunderbares Spielen erleben. Die Fülle des Planeten nachhaltig und zu unser aller Wohl einsetzen indem wir uns nur das nehmen, was wir wirklich brauchen. Aus der Angst in die Liebe gehen und dabei Sexualität als die schöpferische Urkraft ausleben, die in ihrer Vielfältigkeit und Ursprünglichkeit überhaupt erst alles Leben auf diesen Planeten hervorbringt.

Ganz drinnen fühlt es sich wie eine tiefe Wahrheit an. Ein fernes Lied, das der Wind zu meinen Ohren trägt. Wird es uns gelingen, unser Bewusstsein über das schiere Erringen hinweg wieder zu einer Allverbundenheit und einer Leichtigkeit des Lebens zu erheben? Dahin, wo wir ganz früher einmal herkamen, bevor unsere Gedanken alles zu dominieren begannen?

Probieren wir’s doch!

PS Wenn Du Interesse hast, im weiten Ozean an einem Ort mit Delphinen zu schwimmen, wo die Menschen den Respekt vor den Tieren und deren Freiheit wirklich ernst nehmen, dann informiere dich über den Ort, der von Sannyasin auf ganz wunderbare Weise betrieben wird hier www.wildquest.com. Wenn du hier in Deutschland, mitten im weiten Thüringer Wald für Dich erschließen möchtest, wie wir gemeinsam einem gelingenden Miteinander, dem Respekt vor dem Leben und einer innerer Freiheit näher kommen können, dann informiere dich gerne über unsere Angebote auf http://www.steigerhaus.jetzt

Der unsichtbare, reiche Mantel

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Foto: Cambra Skadé

Von Cambra Skadé. Uns im eisigen Weltgeschehen an den unsichtbaren, reichen Mantel erinnern, der um unsere Schultern liegt, der uns wärmt. Jeder Mantel ist so einzigartig wie wir selbst. Unsere Lebenslandkarten sind eingewebt, unser Lieben und unser Vermögen, unser Wissen und unsere Weisheit. Er ist gewirkt aus all den Fäden unserer Verbindungen, Fäden aus vielen Sommern und Wintern, aus Frühlingskraft und Herbstweisen.

Ahnenalte Wege zeichnen sich ab, hauchfein, kräftig, vielgeschichtet. Geheime Geschichten sind in den Saum gestickt und in den Manteltaschen schlafen Träume.
Manch ein Mantel funkelt, ein anderer ist fast wie Nebel oder Wasser, wieder ein anderer weht so leicht im Wind, als wäre er aus Licht und Sternenstaub gemacht.

Es gibt Mäntel mit dem Duft von Bergen und Erde, von Wald und Seen. Schätze und Narben, Medizinen, Herzblut, all unser Gewirktes findet Platz. Alles, was wir geliebt haben, schenkt uns einen Faden, ebenso wie alles, was wir freigegeben haben. Unser Blut, unsere Tränen, unser Lachen und Leuchten zeichnet sich ab.

Über die Jahre wird der Mantel immer eigener und facettenreicher, gespeist von unserem Unterwegssein, von Bewegtheit und Stille, von Leben in seiner Vielfalt.

Cambra Skade

Cambra Skade erforscht als Künstlerin alte Heilweisen, schamanisches Frauenwissen und macht es in ihren Arbeiten sichtbar. Als Seminarleiterin geht sie mit Frauen für die Entfaltung ihrer Potenziale und weiblicher Weisheit. https://www.cambraskade.de/

Gute Geschichte

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Foto: Pixabay

Es war einmal ein winziges Königreich in einer dürren Region im Fernen Osten. Das Territorium war klein, und der Boden war nicht besonders fruchtbar. Es war kein wohlhabendes Land, denn in seinem Boden schlummerten keinerlei Bodenschätze. Der Krieg mit dem Nachbarland hatte das Königreich ausgeblutet, und in der letzten Schlacht war der König gefallen.

Die Bevölkerung verlangte, was alle Völker der Welt immerzu vergeblich von ihren Herrschern fordern. Sie wollten in Frieden leben und arbeiten. Als bekannt wurde, das der König gestorben war und es keinen natürlichen Erben gab, versammelte sich das gesamte Volk auf dem einzigen Platz im Königreich und forderte den Ältestenrat auf, einen Thronfolger zu bestimmen. Nie wieder sollte ein Krieg so viele Opfer fordern, deshalb suchte man jemanden, der das Leben wirklich liebte.

Im Ältestenrat erkannte man, dass die Stimmung in der Bevölkerung nach bedachtsamen Entscheidungen verlangte. Auch sie wollten die Geschicke des Imperiums (wie es in königlichen Angelegenheiten immer großsprecherisch hieß) in die Hände eines klugen und aufrichtigen Menschen legen. Schnell wurde man sich darüber einig, dass der nächste König jung sein sollte, um eine neue Dynastie zu begründen, die über Jahre die Kontinuität seiner Politik wahrte. Die Mitglieder des Ältestenrats – allesamt ehrwürdige Senioren- waren durch diesen einstimmigen Beschluss also vom Amt ausgeschlossen. Tagelang überlegten und debattierten sie: Wie könnte ein solch hochdifferenzierte Wahl getroffen werden?

Wie fand man unter all den jungen Leuten des Königreichs die Person, die sich am besten zum Thronfolger eignete? Für die erste Auswahl bat man jede Stadt, jede Grafschaft und jeden Landkreis um die Entsendung ihres besten Anwärters auf die Krone. Er möge sich vor dem Rat präsentieren. Innerhalb weniger Tage trafen die jungen Leute im Palast ein. Unter ihnen befand sich Liu, eine junge Schäferin, die aus einem sehr entlegenen Bergdorf stammte.

„Ich möchte nicht die künftige Herrscherin sein“ hatte Liu zu ihren Eltern gesagt, bevor sie sich auf den Weg machte. „ Was sollte ich denn als Königin tun?“ „Liebe Tochter, unser Dorf hält Dich für die Person, die am besten für ein friedliches Zusammenleben sorgen kann“, hatte die Mutter geantwortet. „Aber ob du dich der Wahl stellst oder nicht, musst ganz allein du entscheiden.“

Liu, die ein großes Herz für ihre Mitmenschen hatte, gab dem allgemeinen Bitten nach und machte sich auf den langen und beschwerlichen Marsch über Flüsse und durch Wälder vom Berg hinab zum Palast.

Da war sie nun, inmitten von hunderten junger Männer und Frauen aus dem gesamten Königreich, die sich im großen Thronsaal vor dem Ältestenrat versammelt hatten. Der Alterspräsident hieß sie willkommen und sagte: „Wir werden an jeden von Euch ein Samenkorn vergeben. Ihr werdet es im Boden Eures Geburtsdorfes einpflanzen und es hegen. Wenn der Frühling kommt, werden wir uns erneut hier versammeln, jeder mit der von ihm gezogenen Pflanze im Topf. Wer die am schönsten blühende Blume hat, wird den Thron besteigen. Die jungen Männer und Frauen reihten sich vor den Ratsmitgliedern auf, die jedem das einzupflanzende Samenkorn aushändigten.

Liu nahm ihren Samen entgegen und wickelte ihn behutsam in ihr seidenes Taschentuch. 2Er soll nicht zu feucht werden, bevor ich ihn in die Erde setze“, dachte sie. Dann verwahrte sie ihn, damit der nicht zerdrückt und keiner allzu großen Erschütterung ausgesetzt werde, sorgsam in ihrer Ledertasche. Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß ihr wertvoller Same auch bestens geschützt war, machte sie sich auf den Weg zurück nach Hause.

Als Liu in ihrem Dorf angelangt war, pflanzte sie den Samen mit der gleichen Sorgfalt und Achtsamkeit in einen Tontopf ein, mit der sie ihn auch vom Palast hergebracht hatte. Sie steckte ihn tief in die allerbeste Erde, die sie in den Bergen finden konnte, und goß ihn täglich, weder zuviel noch zuwenig, und zwar ausschließlich mit Regenwasser, wie der weiseste unter ihren Nachbarn es ihr geraten hatte. (Weder zuviel noch zuwenig, dachte Liu… Wie bei den meisten Dingen.)

Die Tage vergingen, doch trotz des bangen Wartens der Dorfbewohner tat sich in dem Topf nichts. Liu goß die Erde weiter, ohne es zu übertreiben, und wartete geduldig. Monate zogen ins Land, und nichts geschah. Sie fügte neue Erde hinzu und sogar ein bißchen Dünger (nach einem alten Rezept ihrer Großeltern, die ihn einsetzten, wenn der Weizen nicht gedieh). Auch stellte sie den Topf an einen anderen Ort, sang ihm war und sprach zu ihm, ermunterte die Blume zu wachsen. In den Gärten blühte und gedieh inzwischen alles. Im Wald hingen die Sträucher übervoll mit Beeren, nur im Tontopf rührte sich nichts. Liu wußte nicht mehr, was sie noch tun sollte, das Samenkorn ging nicht auf, und mit dem Tag, den sie an dem trostlosen Topf vorbeigingen, versiegten die Hoffnungen ihrer Nachbarn ein bisschen mehr.

Endlich kam der Frühling, und Liu realisierte, daß sie sich allmählich auf den langen Weg in den Königspalast machen mußte, obwohl leicht zu sehen war, daß es sich für sie kaum lohnte, die Reise anzutreten. In ihrem Blumentopf waren nur ein paar Halme gewachsen, die einige schon hoffen ließen, in Wahrheit aber nichts anderes als Unkraut waren. Von einer Blume war weit und breit keine Spur. Ist vielleicht ganz gut so, sagte sich Liu erleichtert. Sie hatte ja nie verschwiegen (und war sich darin auch völlig sicher), daß sie überhaupt nicht den Wunsch hegte, ihr einfaches Leben gegen das einer Königin einzutauschen. Andererseits litt sie mit den anderen Dorfbewohnern mit. Liu befürchtete, sie könnten hinter ihrem Rücken darüber tuscheln, in welch schlechtes Licht sie ihr Dorf bringen würde, wenn sie mit dem leeren Blumentopf vor den Rat trat.

Liu entschied, vor ihrem Abschied das Wort an sie zu richten: „Liebe Dorfbewohner, ihr wißt, daß ich nur aus Liebe und Respekt Euch gegenüber die Aufgabe angenommen habe, als Eure Stellvertreterin all das Schöne und Gute bekanntzumachend, das das Land in uns Menschen und in unserer schönen Landschaft birgt. Obwohl ich mein Leben mit euch nicht gegen das einer Königin eintauschen möchte, bin ich zum Palast gegangen. Diesmal aber bin ich mir nicht sicher… schaut euch meinen Topf an… hat es überhaupt Sinn, dass ich mich auf den Weg mache? Ich habe nicht nicht einmal eine Blume, um mich mit den anderen zu messen. Werde ich Euch nicht in Verruf bringen, wenn ich mit leeren Händen gehe?“

Das Dorf zerfiel sofort in Gruppen, in denen man über eine Antwort an Liu beriet. Nach einer Weile überbrachte ihr ihre Großmutter das Resultat der Überlegungen: „Schäm Dich nicht, so zu gehen, liebe Liu. Unser Dorf hat nie vorgehabt, besser zu sein als die anderen. Wir sind nur eins unter vielen Dörfern, das wie seine Nachbarn den Wusch nach Frieden hat und in seinen Bemühungen darum nicht zurückstehen will.“ Sagte die Großmutter. „Nur wenn Du nicht zu dem Treffen gingest, würde uns das in ein schlechtes Licht rücken. Du hast Dein Bestes getan, und wir haben Dich unterstützt, so gut wir konnten. Nicht hinzugehen wäre, als ob man denen den Erfolg mißgönnte, denen es gelungen ist, eine schöne Blume zu ziehen. Aber die Entscheidung liegt natürlich allein bei dir. „

Liu dachte die ganze Nacht lang darüber nach., und im Morgengrauen machte sie sich auf den weg zum Palast.

Was für ein wunderschöner Anblick bot sich ihr, als sie den großen Thronsaal betrat! Die jungen Männer und Frauen hatten sich wieder vor dem Ältestenrat eingefunden, doch diesmal. Mit ihren Töpfen voller prächtig blühender Blumen, eine schöner als die andere. Der Rat durchwanderte den Saal und besah sich Topf um Topf, bevor er seine Entscheidung traf. Die Farbenpracht und Blütengröße der hübschesten Blumen entlockten einigen Ratsmitgliedern regelrechte Lobeshymnen. So vergingen im vom Blumenduft6 erfüllten Thronsaal die Stunden. Und die Aufregung der jungen Herzen in Aussicht auf den Thron war fast körperlich zu spüren.

Unter all den Menschen ging Liu beinahe unter, ihr Blick war auf den Tontop gesenkt, den einzigen ohne Blume…

Die Ratsmitglieder hatten ihre runden beendet und versammelte sich, um sich zu beraten. Liu hatte nicht einmal bemerkt, daß einer von Ihnen sich ihr leise genähert und auf die Erde in ihrem Topf geschaut hatte, bevor er sich stillschweigen wieder zu den anderen gesellte. Und sie stand immer noch mit gesenktem Blick, als der Sprecher, gefolgt vom gesamten Rat, , auf sie zukam und sagte: „Gesegnet sei dieses Mädchen, es wir unsere neue Königin sein.“ Liu hob die Augen, um zu schauen, wen sie erwählt hatten, und sah den Alten vor sich stehen… und sie sah, wie alle anderen niederknieten, um ihr die Reverenz zu erweisen… sie sah, wie der gesamte Ältestenrat sie voller Zuneigung und mit strahlenden Augen ansah.

„Aber mein Same hat ja noch nicht einmal geblüht…“ sagte Liu leise. „Und der Rat hat doch gesagt, der Thron gebühre demjenigen mit der hübschesten Blume. „Es ist so, wie Du sagst“, antworteten einige der Ältesten zustimmend. Schließlich verkündete der Sprecher für alle: „Die Samen, die wir verteilt haben, waren alle geröstet, Keiner hätte aufgehen und blühen können. Wir wollten sicher gehen, daß ein Mensch den Thron besteigt, für den Ehrlichkeit das höchste Gut ist. Das ist die Blume, die uns diese junge Frau in ihrem Topf dargebracht hat.“

Er drehte sich um und sagte: „Schönheit gibt es hier reichlich, Deine Haltung aber ist für dieses Königreich von viel größerer Bedeutung… Gott segne unsere Königin.“

Jorge Bucay

Danke fürs Finden Nadine


Gute Geschichte: Beifuß Märchen

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Foto Dominic bearbeitet mit Firefly

Von Dominic. Es war ein nasser, kühler Sommertag wie so oft in den letzten Wochen und der kleine Kosmos saß grübelnd auf seinem Kissen in der Nähe des Kamins. Er wohnte mit seinen Eltern, dem Opa und seinem Bruder in einem schönen, gemütlichen Tipi ganz in der Nähe eines Sees mitten im Wald. Angestrengt beobachtete der kleine Junge das Geschehen im Tipi. Seine Schwester, die zu Besuch da war, saß mit schmerzverzerrtem Gesicht vorm Feuer. Sie hatte wieder ihre monatlichen Bauchschmerzen wie schon früher so oft, als sie noch bei ihnen wohnte. Und wie Kosmos wusste, war sie auch noch traurig, weil sie offensichtlich immer noch nicht schwanger war, obwohl sie sich doch so sehr ein Kind von ihrem Mann wünschte. Der ältere Bruder von Kosmos saß niedergeschlagen da. Er war Barde, doch seit Wochen wollte ihm einfach kein neues Gedicht und auch kein neues Lied einfallen, weswegen auch er nicht in guter Stimmung war.

Opa Paku stand neben Mama und hielt sich den Bauch. In letzter Zeit geschah es immer öfter, dass er das Essen nicht mehr so gut verdauen konnte und litt daher vermehrt an Bauchschmerzen.

Und auch Mamas Blick war nicht gerade fröhlich. Etwas genervt von der Situation fragte sie sich, was sie wohl tun könnte, doch es wollte ihr einfach nichts einfallen. Als ob all dies nicht genug war, kamen nun auch Papa und der Mann der Schwester nach Hause. Vom langen Arbeiten und Laufen durch die verregneten Wälder, waren beide ganz durchnässt und Papa klagte über Schmerzen in seinen Beinen und Füßen. Nun war es genug, dachte sich Kosmos, er musste etwas unternehmen. Unbemerkt und ohne jemandem etwas zu sagen ging der kleine Junge hinaus in den Wald. Ohne zu wissen wohin, lief er los. Er wusste nur, dass ihm irgendetwas einfallen muss, um all den anderen zu helfen. Nach kurzer Zeit laufen kam er zu einer Lichtung, durch die ein viel benutzter Weg führte. Er blieb stehen und sah sich um. Es waren eine Menge verschiedener Pflanzen, Blumen und Sträucher auf der Lichtung, doch intuitiv zog es Kosmos zu einer relativ unscheinbaren Pflanze, die direkt am Wegesrand wuchs. Die kleinen Blütchen gefielen ihm und auch der Geruch der Pflanze empfand er als sehr angenehm. Er kannte den Namen der Pflanze nicht, jedoch hatte er das starke Gefühl, dass diese seiner Familie helfen könne.

So pflückte er einige der Blütenrispen und begab sich auf den Weg zurück zum Tipi. Dort angekommen fand er das gleiche Bild vor – viele lange Gesichter und eine bedrückte Stimmung. Wenigstens hatte er nun eine Idee, dachte Kosmos und ging freudig zur Feuerstelle. Er füllte die Räucherschale mit ein wenig Glut und einigen der kleinen Blüten. Nach kurzer Zeit war das ganze Tipi erfüllt von einem wohlriechenden Duft. Daraufhin schaute Mama den kleinen Mann etwas verwundert an. Einige Augenblicke später fing sie freudig an zu lachen und ging zu ihrem Sohn und nahm ihn in den Arm. „Du bist ein Genie, Kosmos! Na klar, Beifuß brauchen wir“, rief sie laut, wie von einem Geistesblitz getroffen. Sie nahm den kleinen Kräutermann an die Hand und zusammen gingen sie hinaus in den Wald. Voller Freude sammelten die beiden eine Menge dieser Pflanze – Beifuß – wie Mama sie nannte.

Zurück im Tipi machte Mama einen Tee für Opa und die Schwester, während sie für Papa ein warmes Fußbad aus dem Kraut machte.
Schon vom Räuchern inspiriert saß Kosmos‘ Bruder strahlend vor seiner Familie und sang ein neues, wunderschönes Lied.

Noch am selben Tag ging es allen Anwesenden wieder besser. Was zuvor vergessen schien, fiel der Mama nun auf wundersame Weise wieder ein. Sie wusste vieles mit Beifuß anzufangen. Von nun an nutzte sie die Blüten und Blätter oft zum Kochen, wodurch die Verdauungsprobleme des Opas gänzlich verschwanden. Der Schwester empfahl sie täglich Beifußtee zu trinken. Diese befolgte den Rat und wurde einige Wochen später endlich schwanger. Und wann immer es dem Bruder an Inspiration für seine neuen Kreationen mangelte, räucherte er seit jenem Tag mit Beifuß, wodurch die Ideen nur so aus ihm heraus sprudelten.

Der kleine Held war so begeistert und auch stolz auf seinen Spürsinn, dass er von nun an oft in der Natur saß, Pflanzen beobachtete und mit ihnen kommunizierte. Er lernte vieles von ihnen und über sie. Heute hilft Kosmos ganz vielen Menschen auf dem Weg zur Heilung, vor allem dank der Hilfe seiner wunderbaren Pflanzenfreunde. 🙂

Dominic ist ein naturverbundener Mensch, der einen starken Bezug zur Pflanzenwelt hat. Es ist ihm eine Herzensangelegenheit, die Schönheit der Schöpfung seinen Mitmenschen näher zu bringen. So ist dieses Märchen im Zusammenhang einer Pflanzenheilkunde-Ausbildung als Abschlussarbeit entstanden. Wenn du Interesse hast, dir seine Kreationen genauer anzuschauen, dann findest du einige davon auf Instagram unter cosmic.art.loving.heart

Epilog des Karfreitag

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Foto: Elske Margraf

Von Bertolt Brecht. Abermals gingen einige über sein Feld zur Abendzeit.
Der Himmel war dunkel. Wind ging. Das Korn blühte weit.
Sie gingen gebeugt und schwer im letzen Licht.
Ein fremder Mann ging mit ihnen.
Sie kannten ihn nicht.

Sie waren traurig, weil Jesus gestorben war.
Aber einmal sagte einer: Es ist sonderbar. Er starb für sich.
Und starb ohne Sinn und Gewinn.
Dass ich auch nicht leben mag: dass ich einsam bin.
Sagte ein anderer: Er wusste wohl nicht, was uns frommt.
Sagte ein dritter: Ich glaube nicht, dass er wiederkommt.
Sie gingen gebeugt und schwer im letzten Licht.
Ein fremder Mann ging mit ihnen.
Sie kannten ihn nicht.

Und einer sah übers Ährenfeld und fühlte seine Augen brennen.
Und sprach: Dass es Menschen gibt, die für Menschen sterben können!
Und er fühlte Staunen in sich (als er weiterspann):
Und dass es Dinge gibt, für die man sterben kann.
Und jeder hat sie, und er hat sie nicht.
Weil er´s nicht weiss. – Das sagte er im allerletzten Licht.

Es war ein junger Mensch. Es ging um die Abendzeit.
Der Himmel war dunkel. Wind ging. Das Korn blühte weit.
Sie gingen gebeugt und schwer im letzten Licht.
Ein fremder Mann ging mit ihnen.
Sie erkannten ihn nicht.

Quelle: Bertolt Brecht Gedichte